Osteoporose durch Antiepileptika - BfArM warnt
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Osteoporose durch Antiepileptika - BfArM warnt
"Es gibt Fallberichte über die Abnahme der Knochendichte unter dem Bild der Osteoporose bis hin zu pathologischen Frakturen" bei Patienten, die bestimmte Antiepileptika über eine lange Zeit angewendet haben: Diesen Hinweis will das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Rahmen eines Stufenplanverfahrens (Stufe II) in die Produktinformation folgender Antiepileptika aufnehmen lassen: Carbamazepin, Lamotrigin, Natriumvalproat, Oxcarbazepin, Phenobarbital, Phenytoin und Primidon (das im Körper zu Phenobarbital umgewandelt wird). Der Mechanismus, über den die Wirkstoffe den Knochen-Metabolismus beeinflussen, sei nicht bekannt - so das BfArM. Die Hersteller haben vier Wochen nach Veröffentlichung im Bundesanzeiger Zeit, Einwände gegen den Beschluss zu erheben.
Unter Phenobarbital besteht das höchste Frakturrisiko (bis zu 80% erhöht im Vergleich zu Nichtusern). Das Frakturrisiko ist von der kumulativen Dosis abhängig, enzyminduzierende Antiepileptika haben stärker frakturfördernde Wirkungen als nicht-induzierende. Das gesteigerte Frakturrisiko hat vermutlich mehrere Ursachen: Unter anderem soll ein beschleunigter Vitamin-D-Abbau als Folge einer Enzymaktivierung in der Leber durch Antiepileptika zu einem Vitamin-D-Mangel führen. Zudem sollen Antiepileptika auch die Calcium-Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt hemmen und unmittelbar Einfluss auf das Knochengewebe nehmen, indem sie die Balance zwischen Osteoklasten und Osteoblasten stören. Von anderen Antiepileptika wie Clonazepam, Ethosuximid, Gabapentin, Lamotrigin oder Topiramat ist ein negativer Einfluss auf den Knochenstoffwechsel nicht bekannt bzw. nicht eindeutig belegt. Zur Vorbeugung des Knochenabbaus bei der Therapie mit den genannten Antiepileptika empfiehlt sich die Einnahme von Calcium und Vitamin D, erhöhte Sonnenlicht-Exposition und viel Bewegung. Zudem sollte eine regelmäßige Überprüfung der Knochendichte erfolgen.
Quelle:
www.bfarm.de (Anhörung vom 20.3.2012); osteoporose-infos.blogspot.de
Hinweis:
Außer den genannten Antiepileptika sind auch andere Arzneimittel bekannt, die (insbesondere bei Langzeitgabe) eine Osteoporose auslösen können, z.B.:
- Glukokortikoide
- orale Antikoagulanzien wie Phenprocoumon und Warfarin
- die medikamentöse Hormondeprivation mit GnRH-Agonisten (mit oder ohne Antiandrogene(n))
- die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART)
- unfraktioniertes Heparin
- Aromataseinhibitoren wie Letrozol, Anastrozol, Formestan, (Exemestan?)
- bestimmte Immunsuppressiva: Calcineurininhibitoren wie Ciclosporin und Tacrolimus
- Protonenpumpenhemmer und Antazida, die durch Erhöhung des pH-Wertes des Magensafts zu einer verminderten Resorption von schwer löslichen Calciumsalzen führen können
- Glitazone wie Pioglitazon.
Quelle: