AMK-Info: Risiko schwerer Hautreaktionen unter Oxcarbazepin:

AMK-Info: Risiko schwerer Hautreaktionen unter Oxcarbazepin:

Dienstag, 15. Oktober 2013
Schlagwörter: SJS, TEN, HLA-Allele, Humanes Leukozyten Antigen, DRESS, AGEP, Akute generalisierte exanthema, Stufenplan, Bundesinstitut für Arzneimitt, 10,11-Dihydro-10-oxo-5H-dibenz, AMK, 10-Oxo-10,11-dihydro-5H-dibenz, GP 47680, KIN-493, Oxcarbazepin, Oxcarbazepina, Oxcarbazepine, Oxcarbazepinum, Arzneimittelkommission der Deu, BfArM, Lyell-Syndrom, Hautnekrose (toxisch epidermal, Toxische epidermale Nekrolyse, Hautreaktionen, Stevens-Johnson-Syndrom

Assoziation mit den Genvarianten HLA-B 1502 und HLA-A 3101

AMK / Im Rahmen des Stufenplans (Stufe II) ordnet das BfArM zum 15. Januar 2014 Änderungen der Fach- und Gebrauchsinformationen des Antiepileptikums Oxcarbazepin (zum Beispiel Trileptal®) an. Patienten, die die Varianten der humanen Leukozyten-Antigene HLA-B 1502 (Han-Chinesen, Thailänder und andere asiatische Bevölkerungsgruppen) und HLA-A 3101 (europäische und japanische Herkunft) tragen, haben ein erhöhtes Risiko für schwere Hautreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und Toxisch-epidermale Nekrolyse (TEN), Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom) oder weniger schwer akuter generalisierter exanthematischer Pustulose (AGEP) und makulopapulösem Arzneimittelexanthem (1).

Die Fachinformationen Carbamazepin-haltiger Arzneimittel waren auf Grund des gleichen Sachverhalts bereits Anfang dieses Jahres geändert worden (siehe Pharm. Ztg. Nr. 5 vom 31. Januar 2013). Die chemische Struktur von Oxcarbazepin ähnelt der von Carbamazepin, so dass auch hier von einer Risikoerhöhung bei Trägern der entsprechenden Genvarianten auszugehen ist.

Die Häufigkeit des HLA-A 3101-Allels wird mit einer Prävalenz von 2 % bis 5 % in der europäischen und von etwa 10 % in der japanischen Bevölkerung angegeben. Liegt das Allel HLA-A 3101 vor, kann das Risiko Carbamazepin-induzierter Hautreaktionen (in den meisten Fällen von geringerem Schweregrad) von 5 % bei der Allgemeinbevölkerung auf 26 % bei Patienten europäischer Abstammung steigen; das Fehlen dieses Allels kann dagegen das Risiko von 5 % auf 3,8 % senken. Um die Untersuchung auf das Allel HLA-A 3101 vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin oder chemisch verwandter Wirkstoffe zu empfehlen, liegen keine ausreichenden Daten vor. Ist bei Patienten europäischer oder japanischer Herkunft bekannt, dass sie das Allel HLA-A 3101 tragen, kann die Anwendung von Carbamazepin oder chemisch verwandten Wirkstoffen erwogen werden, wenn der voraussichtliche Nutzen größer ist als das Risiko.

Das Allel HLA-B 1502 bei Personen, die von Han-Chinesen oder Thailändern abstammen, ist stark mit dem Risiko eines SJS verbunden, wenn sie mit Carbamazepin behandelt werden. Die Prävalenz von Trägern des HLA-B 1502-Allels beträgt bei den Bevölkerungsgruppen der Han-Chinesen und der Thailänder etwa 10 %. Diese Personen sollen vor Beginn der Therapie mit Carbamazepin oder einem chemisch verwandten Wirkstoff auf dieses Allel untersucht werden, wann immer dies möglich ist. Werden Patienten mit entsprechender Abstammung positiv auf das Allel HLA-B 1502 getestet, kann die Anwendung von Oxcarbazepin erwogen werden, wenn der voraussichtliche Nutzen größer ist als das Risiko. Auf Grund der Prävalenz dieses Allels bei anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen (zum Beispiel über 15 % auf den Philippinen und in Malaysia) ist zu erwägen, Patienten aus besonders gefährdeten ethnischen Gruppen auf das Allel HLA-B 1502 zu testen.

Zur Begründung verweist das BfArM auf die Empfehlungen der ehemaligen Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe (PhVWP) des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA zum Risiko für das Auftreten von schweren Überempfindlichkeitsreaktionen, besonders bei Personen mit bestimmten Genvarianten (2).

Die betroffenen pharmazeutischen Unternehmer können innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch gegen den Bescheid erheben. /

Quellen:

(1) Stufenplanbescheid des BfArM; Oxcarbazepin: Ergänzungen der Produktinformationen hinsichtlich des Risikos für das Auftreten schwerer Hautreaktionen erforderlich, unter: www.bfarm.de/DE/Pharmakovigilanz/stufenplanverf/Liste/stp-oxcarbazepin.html (9. Oktober 2013)

(2) EMA; PhVWP monthly report on safety concerns, guidelines and general matters (Kurzform, Seite 3-4), unter: www.emea.europa.eu/docs/en_GB/document_library/Report/2012/07/WC500130391.pdf (26. Juli 2012)